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Über die Motive für den Umbau des Geburtshauses von Ivan Kozarac

Manchmal ist es schwer, einen Grund für die eigene Handlung oder Entscheidung zu finden. Sie sind sich nicht dessen bewusst, was in Ihnen existiert, aber es existiert und es ist still. Dann werden Sie plötzlich davon besessen, überwältigt und Sie werden zu einem Schritt gezwungen, über den Sie früher nicht mal nachgedacht haben. Genau das passierte mit dem Kauf des Geburtshauses von Ivan Kozarac. Ich bin am rechten, unteren Ufer von Bosut groß geworden, und mein Mann ist am Lande aufgewachsen. Diese zwei Dinge, Wasser und Natur, waren ausschlaggebend für unsere Entscheidung, wo wir unser Zuhause bauen würden. Damals, als sich unser Wunsch herauskristallisierte und sich die Möglichkeiten ergaben, haben wir gehört, dass das Geburtshaus vom kroatischen Dichter Ivana Kozarac verkauft wird. Das Haus, das sich am linken oberen Ufer von Bosut im Teil Krnjaš in einer ruhigen, grünen Gasse befindet, wirkt beruhigend und man kann sagen, dass wir uns gleichzeitig ins Haus verliebt haben.

Kuća Ivana Kozarca prije obnove

Die relativ große Fläche von ca. 2.000 m² bot sich für unsere Absichten an. In keinem Moment dachten wir uns, dass der Bau eines Familienhaus das Geburtsthaus des Dichters zerstören könnte. Wir waren uns dessen bewusst, dass die Lage des Geburtshauses des werten Ivan Kozarac nach besonderen Kriterien verlangt, und zwar nicht so sehr der Bau selbst, sondern die Gestaltung der Umgebung.Uns erfreute besonders die Tatsache, dass es uns möglich war, zwei wichtige Dinge zu vereinen: ein Familienhaus im hinteren Teil des Grundstückes zu bauen und das Geburtshaus von Ivan Kozarac im vorderen Teil umzubauen. Wir wussten, dass dies bestimmte finanzielle Ausgaben bedeutete, aber wir hatten keine Zweifel, da uns unsere Eltern zur Liebe zu Kroatien und zum kroatischem Kulturgut erzogen haben. Die Tatsache, dass wir etwas zum Wohl des kroatischen Volkes und unserer Region Vinkovci machen konnten, erfüllte uns mit Kraft und Zufriedenheit.Von Anfang an waren wir uns dessen bewusst, dass wir beim Umbau des Geburtshauses von Ivan Kozarac mit keiner finaziellen Subvention rechnen konnten und dass wir diese Sanierung alleine verwirklichen mussten.Mit so einer Einstellung und mit dem von unseren Eltern, die ihr ganzes Leben fleißig gearbeitet hatten, sich bemüht hatten, geschaffen hatten und die Kinder im Glauben erzogen hatten, eingeprägten Leitgedanke: „Respektiere Fremdes, aber bewahre und wertschätze Eigenes“, haben wir uns entschieden, dass es besser ist, etwas zu unternehmen, als darauf zu warten, dass es sich etwas ergibt.Wir beide sind in Bezug auf die Abnutzung, Feuchtigkeit davon ausgegangen, dass es besser wäre, das alte Geburtshaus niederzureißen und ein neues nach gleichen Maßstäben zu bauen.

Mein Ehegatte Bosiljko und ich halten unser Versprechen ein. Da keiner von uns Experte auf diesem Gebiet ist, haben wir unsere lokalen Experten aus verschiedenen Bereichen um Hilfe gebeten, so dass wir die richtigen Entscheidungen für die Bewahrung dieses Kulturguts treffen konnten. Im Zuge der Besprechungen bezüglich des Umbaus haben wir uns dafür entschieden, das Haus im originalen Zustand wie zu Lebzeiten von Ivan Kozarac um 1910 neu zu bauen.

 

Den Umbau haben die archälogischen Ausgrabungen „verzögert“, aber wir haben entschieden, die Fundstücke dieser Ausgrabungen den künftigen Generationen zu zeigen, besonders weil die Ausgrabungen auf die Wichtigkeit dieses Standortes von der Urgeschichte bis zur heutigen Zeit hinweisen. Mein Ehegatte und ich hoffen, dass unser Beispiel auch andere, die über finanzielle Ressourcen verfügen und unsere nationale Kulturgüter schätzen, dazu veranlassen wird, solche wertvollen Aktivitäten zu unternehmen. Warum sollten wir darauf warten, dass das Volk oder der Staat etwas unternimmt. Wir sollten lieber etwas Nicht-Egoistisches machen.Mein persönlicher Wunsch ist, dass Krnjaš im ursprünglichen Zustand erhalten bleibt und dass auch andere Sehenswürdigkeiten in der Region Vinkovci saniert werden, um unseren Landsleuten und Touristen unser Kulturerbe zeigen zu können.

Katarina Stanić

Die Eröffnung des umgebauten Geburtshauses des Dichters Ivan Kozarac

Der Artikel wurde aus der Zeitung Vinkovački list, S. 6 vom 19. September 2014 übernommen.

Als Bosiljko und Katarina Stanić 2004 das Gründstück in der Straße Ivan Kozarac 38 kauften, auf welchem sich das Geburtshaus des kroatischen Dichters und Literaten Ivan Kozarac befand, haben sie zuerst an der Hofseite ein Familienhaus gebaut. Danach wollten sie aber das Geburtshaus von Kozarac umbauen. Das Haus stand unter Denkmalschutz und sie waren sich der Tatsache bewusst, dass man sich bei so einem Umbau an Sonderkriterien halten muss. Ihnen war auch klar, dass sie eigene finanzielle Mittel investieren mussten. Aufgrund von Feuchtigkeit und Abnutzung sowie wegen zahlreicher Änderungen von früheren Eigentümern haben sie entschieden, statt ein sanierungsbedürftiges Haus zu renovieren, ein neues Haus mit originalen Maßen und Aussehen wie im Jahr 1910, als der Dichter dort lebte, zu bauen, um dort eine Gedenkstätte für den Dichter zu errichten . Der ursprüngliche Grundriss des Hauses wurde erst im Fundament ersichtlich, und durch die Einsichtsnahme in häusliche Unterlagen hat das Ehepaar Stanić bei der Abteilung für Dekmalschutz in Vukovar eine Genehmigung für den Bau eines Ersatzbaus mit gleichen Dimensionen beantragt und erhalten. Danach wurde die Projektdokumentation für den Bau eines identischen Hauses ausgearbeitet und die Genehmigung wurde erteilt, statt eines klassischen Bodens einen durchsichtigen Boden zu bauen, sodass die Besucher die Funde der archäologischen Ausgrabungen im Keller und im Fundament des Hauses sehen können.Bei der Gestaltung des Hauses und dessen Umgebung haben sie sich an Experten aus verschiedenen städtischen Ämtern gewandt. Fachliche Hilfe leisteten folgende Institutionen: Stadtmuseum Vinkovci, Städtische Bibliothek und Lesesaal, Stadttheater Joza Ivakić, Tourismusverband Vinkovci und die Leiterin des Zentrums der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Vinkovci.

Empfang von Gästen

Empfang von Gästen

Ivica Mandić, Parlamentsabgeordneter und Vertreter des Ministeriums für Kultur

 

Die Funde der archäologischen Ausgrabungen reichen von der Steinzeit – ca. 5.700 J.v.Ch. – bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.Als Vorlage für den Bau der Vorderseite des Hauses diente eine Ansichtskarte aus dem Jahr 1911. Die ursprüngliche Gedenktafel, die am Haus im Jahr 1920 angebracht wurde, befindet sich jetzt im Ausstellungsraum und an der Vorderseite des Hauses steht eine identische Kopie.Das Innere des Hauses entspricht bis ins Details der Einrichtung wie zu Lebzeiten von Ivan Kozarac. Zusätzlich befinden sich jetzt im Haus verschiedene IT-Ausstattungen. Das Vorhaus, die Hofreite, die Wege, der Blumengarten und der Brunnen wurden ebenso neu errichtet. Neben dem Brunnen wurde eine Holztafel mit Daten über Vinkovci Ende des 19. Jhr. aufgestellt. Die zweite Tafel beinhaltet die Angaben über Krnjaš und seine Wichtigkeit für Vinkovci, die Geschichte über das Leben in Krnjaš, Bosut und über die Dichter aus Krnjaš.Der Umbau des Geburtshauses von Ivan Kozarac begann im April und endete am 11.09.2014. An diesem Tag wurde im Rahmen eines künstlerisch-musikalischen Programms das Geburtshaus feierlich eröffnet. Alle Versammelten wurden in dem mit Ziegelsteinen gepflasterten Hof des Familienhauses Stanić von Ivica Mandić, Vertreter des Ministeriums für Kultur der Republik Kroatien und Parlamentabgeordneter, begrüßt, und dabei zitierte er die Überschrift „Zum Stolz des kroatischen Volkes“, die an der Gedenktafel des Geburtshauses eingraviert wurde. Dieses Haus wurde zum Stolz der Stadt Vinkovci und der Region Slawonien gebaut. Es zeigt, wie ein erfolgreicher Unternehmer einen Teil der Vergangenheit seines Heimatsortes bewahren kann.

Zdravko Kelić, stellvertretender Gespan der Region Vukovar-Srijem

Die weiteren Redner waren Zdravko Kelić, Stellvertreter von Gespan Božo Galić sowie prof.dr.sc. Stipe Botica, der Vorsitzende des Organisationsausschusses für den 6. kroatischen slawistischen Kongress, der an diesen Tagen in Vukovar und Vinkovci stattfand. Am feierlichen Programm, das Vladimir Andrić, Schauspieler des Stadttheaters Joza Ivakić, konzipierte und führte, beteiligten sich Schauspieler aus Vinkovci: Selena Andrić, Martina Stjepanović, Ivan Čačić, Tomislav Bundić und Zorko Bagić, die, verstreut im Publikum, die Gedichte von Ivan Kozarac und Zitate von anderen berühmten Literaten über ihn vorgetragen haben. Kozaracs bekanntestes Gedicht „Milovo sam garave i plave“, zu welchem Ivo Tijardovic die Musik komponierte, haben die Mitglieder des Vereins TS „Dike“ vorgeführt. Danach begann der offizielle Teil des Programmes anlässlich der Eröffnung des Geburtshauses. Es dauerte 25 Minuten – jeweils eine Minute für ein Jahr im kurzen Leben des großen Dichters. Nachdem das Gedicht „Gavaruša“ von der jungen Schauspielerin Martina Stjepanović vorgelesen wurde, hielt Bosiljko Stanić, Gründer und Eigentümer der Firma „Boso“ vor zahlreichem Publikum eine Ansprache. Er sagte, dass seine Ehegattin und er den Umbau des Geburtshauses von Ivan Kozarac als ihre bürgerliche und nationale Verpflichtung betrachtet hätten. Dabei haben ihnen die Mitarbeiter aller Kulturinstitutionen in Vinkovic geholfen. Er bedankte sich beim Ausschuss für den Umbau und die Eröffnung des Geburtshauses von Ivan Kozarac, der Stadt Vinkovci und allen, die bei der feierlichen Eröffnung anwesend waren und so zur Wichtigkeit dieses Ereignisses für die kroatische Kultur beigetragen haben. Besonders begrüßte er die eingeladenen Redner und diejenigen, die gemeinsam mit ihm das umgebaute Haus eröffnet haben: dr. Mladen Karlić, Bürgemeister von Vinkovci, Miroslav Slavko Mađer, Schriftsteller und Stjepan Krekman, Dekan des Dekanats Vinkovci, der das Haus geweiht hat.

Prof.dr.sc. Stipe Botica, Vorsitzender des Organisationsausschusses für den 6. kroatischen slawistischen Kongress

Vladimir Der Schauspieler Vladimir Andrić führt durch das Programm

Verein TS Dike, Programmbeteiligte

In seiner Rede betonte dr. Mladen Karlić, dass die Einwohner von Vinkovci durch ihr zahlreiches Erscheinen zeigten, wie wichtig der Dichter Ivan Kozarac und der Umbau des Hauses sind. Dieser Umbau ist der Familie Stanić zu verdanken und das Haus wird sicherlich viele Besucher empfangen. Der große kroatische Dichter und Literat Miroslav Slavko Mađer begrüßte alle im Publikum, aber besonders seinen ehemaligen Nachbarn aus dem literarischen Krnjaš, denn er hat eine Zeit lang unweit von diesem Haus verbracht, in welchem der berühmteste Literat – Ivo Kozarac, Autor von unvergesslichen Gedichten und Geschichten in der Sammlung „Slavonska krv“ und „Vater“ von „Đuka Begović“ , eines Romans bzw. eines Dramas über Schokatzenmentalität – geboren wurde und verstarb.

Mađer erklärte dieses neu-alte Gebäude zum Denkmal von Krnjaš, zum künftigen Kulturtempel und zum ständigen Wahrzeichen der Stadt auf Bosut, über die schon Zlatko Tomičić und Dubravko Horvatić geschrieben haben. Dies zeigt, wie sehr das römische Colonia Aurelia Cibalae und heutige Vinkovci von jeher eine Kulturstadt ist, und dieses Gedenkhaus wird das auch künftig mit der Unterstützung von allen städtischen Institutionen und Vereinen nachweisen. Einen besonderen Dank richtete er an die Familie Stanić, die das Geburtshaus von Ivan Kozarac zum Stolz von Vinkovci und ganz Kroatien umgebaut hat.

Nach der Einweihung des Hauses führte dr. sc. Anica Bilić, die Leiterin des wissenschaftlichen Zentrums der kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste, die Besucher in kleineren Gruppen durch die Ausstellung.Anlässlich der Eröffnung des Geburtshauses von Ivan Kozarac wurde auch ein Buch herausgegeben, in dessen Einführung Katarina Stanić einen emotionalen Text über die Motive für den Umbau des Geburtshauses von Ivan Kozarac geschrieben hat. Die Präsentation der archäologischen Fundstätte in Krnjaš, in der Straße Ivan Kozarac 38, hat Maja Krznarić Škrivanko, Museumsberaterin, verfasst, und den Text über die Herkunft von Kozarac hat Tihomir Marojević, prof., geschrieben. Die restlichen Texte stammen vom mr.sc. Zlatko Virc, Buchredakteur.

Antun Smajić

Der Hauseigentümer Bosiljko Stanić führt mit den Schauspielern die Gäste zum Geburtshaus von Kozarac

Die Rede von Miroslav S. Mađer

Werte Ehrengäste, werte Gäste, liebe Einwohner von Vinkovci, meine lieben Nachbarn der Kozarčeva Straße und Krnjaš!Zur Begrüßung zu diesem feierlichen Anlass möchte ich gleich am Anfang sagen, dass ich eine ehrenvolle Pflicht als Gastgeber bekommen habe, und möchte Ihnen als Literat aus Vinkovci, der einen wesentlichen Teil seines Lebens in Krnjaš verbracht hat, einige Worte sagen. In Krnjaši lebten wichtige Dichter und einer von ihnen ist der Autor von unvergesslichen Gedichten und Geschichten über das slawonische Blut und vom berühmtem Đuka Begović, Roman-Drama über die Schokatzen-Mentalität. Merken Sie sich, dieses Denkmal von Krnjaš wird zum dauerhaften Wahrzeichen der Stadt auf Bosut werden, darüber haben schon mit Begeisterung die kroatischen Dichter Zlatko Tomičić und Dubravko Horvatić geschrieben. Sie wussten, dass das alte Colonia Aurelia Cibalae, dieses urgeschichtliche römische Asser Savur schon seit langem auf die älteste Stadt Europas und Kulturstadt im weitesten Sinne hinweist.Und jetzt lebt wieder dieser feurige Đuka Begović mit uns und mit Krnjaš unter den Schokatzen und mit ihren Feldern und Wäldern … Sein und unser Vinkovci, diese uralte Meraja führt durch die Geschichte als Stadt, die für Kultur, Kunst und Wissenschaft zu leben weiß. So wird es auch dieses künftige Gedenkhaus mit Unterstützung von der Stadtregierung und allen Kulturinstitutionen und Vereinen, die wichtig für die Perfektionierung von Kulturräumen sind, beweisen.

Schriftsteller Miroslav S. Mađer

Werte Freunde des literarischen Bosut, eröffnen wir die Tür dieses historischen Hauses dank dem Mäzen Bosiljko Stanić und seiner lobenswerten Gattin Katarina, die der Kultur und Kunst ergeben sind und das Geburtshaus des Dichters umgebaut haben. Manche nennen diesen Dichter heutzutage einen „kleinen“ unter den großen, aber wir wissen, dass dieser kleine Dichter aus Krnjaš ein großes Werk, vergleichbar mit Hamlet, geschrieben hat, nämlich den Roman Đuka Begović. Und wir werden und können sie nicht vergessen, die lobenden und unersetzbaren Worte von Matoš über Ivan Kozarac – „er war schön wie eine junge Frau, krank wie Slawonien, das mit ihm den besten künftigen Literaten verloren hat“. Das was Antun Gustav Matoš, einer der bedeutendsten kroatischen Literaturkritiker und Dichter, betonte, bezog sich auf die Zukunft eines slawonischen Literaturriesen – ist ja nur eine Vision bezugnehmend auf ein Talent. Und Miroslav Krleža, als eine kroatische Epochengröße, hat ebenfalls gesagt, dass „keiner so wie Korporal Kozarac geschrieben hat“. Und „keiner“ ist eigentlich die größte Anerkennung für jemanden, der geboren wurde, um der Größte zu werden.Gerade hier - vor dem heiligen Büchertempel und vor den alten Grabstätten - erwähnen wir diese wertvollen Worte von den unerreichbaren Matoš und Krleža mit tiefstem Respekt und äußern unseren Wunsch, dass diese Hausnummer zu einem Treffpunkt und heiliger Stätte für Literaten aus Vinkovci sein wird und dass hier eine künftige Allee für alle großen literarischen Namen aus Vinkovci mit Büsten, Portraits und Gedenktafeln sowie für berühmte Archäologen, Musiker, Maler , Künstler entsteht. Wir wollen uns alle zu den Gunsten unserer Stadt vereinen, die immer die Kulturfahne hoch hielt, um zu zeigen, dass auch die Kleinen groß sein können.Und zum Schluss erlauben Sie mir, einem der ältesten Literaten aus Vinkovci, dass ich die Tür dieses neu-alten Hauses des ewig lebenden Ivo Kozarac aufmache ... Treten Sie ein, Ihr Ivo Kozarac wartet auf Sie.

 

                                                                                                                                                                              Miroslav S. Mađer

Der Gastgeber Bosiljko Stanić 

Die Gäste während der Vorführung

Der Bürgermeister dr. Mladen Karlić

Der glänzende Umbau des Geburtshauses von Kozarac

Projekt Das Projekt „Geburtshaus von Ivan Kozarac wurde zur Gänze von der Familie Stanić finanziert und ist das Beispiel einer guten Praxis in der Valorisierung und Bewahrung kroatischen Kulturerbes.

Die Septembertage beginnen für die Einwohner von Vinkovci und Slawonien jedes Jahr mit einer ethnologischen, ethnografischen und touristischen Veranstaltung, den „Herbsttagen von Vinkovci“. Dieses Jahr hat gerade an diesen Tagen in Vinkovci und Vukovar der 6. Kroatische slawistische Kongress mit zahlreichen Kroatisten und Slawisten stattgefunden. Im Sinne wichtiger Ereignisse für die Stadt Vinkovci und für das kroatische literarische und kulturelle Erbe waren die Kongressteilnehmer und die Besucher von Vinkovci bei noch einem wichtigen kulturellen Ereignis dabei – bei der Eröffnung des Geburtshauses von Ivan Kozarac, Dichter und Schriftsteller der Moderne aus Vinkovci, der zu früh gestorben ist.

Dr.sc. Anica Bilić führt die Ehrengäste durch die Ausstellung.

Ivan war mit seinem Lebensstil und seiner Erscheinung für das Profil modernistischer, kränklicher Figuren, wie sie in seinen Prosatexten vorkommen, maßgebend. Mit seiner Lebenshaltung und Persönlichkeit war er ein Gegenteil des prototypischen Schokatz und Junggeselle aus seinem Roman Đuka Begović .Er wurde am 8. Februar 1885 im Haus mit der Nummer 37 in der Straße Josip Kozarac (heutzutage Nr. 38) geboren. Er hatte keine solide Schullaufbahn, denn er brach seine Schulbildung in der zweiten Klassen Gymnasium ab, und der Grund dafür waren wahrscheinlich vier negative Noten. „ In der zweiten Klasse hatte ich am Hals noch eine „zweite Reihe“ im Deutschen, Latein, Kroatischen und Religionsunterricht, und da zu dieser Zeit auch mein Vater gestorben ist, habe ich das Gymnasium verlassen (…) Ich sehnte mich nach Luft, Freiheit, Äckern, Lande.“ Heutzutage wäre es unvorstellbar, dass ein 13-jähriger Schulabgänger eine Lehre als Schriftführer beim Bezirksgericht in Vinkovci bekommt.

Die frühe Pubertät von Ivan Kozarac war nicht durch das Jugendamt oder ähnliche Fürsorge-Institutionen begleitet, die sich um sein Erwachsenwerden bemüht hätten und ihn in eine „sozial-nachhaltige Umgebung“ zurückgeholt hätten, wie es heutzutage der Fall ist, wenn junge Menschen von vorgegebenen Wegen abweichen. Die Härte des Lebens, Armut und Krankheit sowie die kurze Lebenszeit geben einem Menschen eine besondere Kraft, so dass er so schnell wie möglich die Dinge, die einem Freude machen, vollendet. Für Ivan war es ohne Zweifel das Schreiben. Seinen Lebensweg von seinem Geburtsort Vinkovci bis nach Zagreb und zurück verdankt er seiner Krankheit.

Als Soldat, Korporal und schon unter Tuberkulose leidend verbrachte er die Zeit zwischen 1907-1909 in Karlovac, wo die ersten Seiten seines Romans Đuka Begović entstanden. Vladimir Lunaček , seinen älteren Literatenkollegen und Redakteur des Blattes „Ilustrovani obzor“, bat er nach der Entlassung aus dem Militärdienst wegen Krankheit um Folgendes (…) „ könnte ich eine (fixe) Mitarbeiterposition bei Obzor (Morgenausgabe) für ein Entgelt und eine Tätigkeit bekommen.“In diesen Tagen ist das Foto entstanden, auf welchem Kozarac als junger Mann in Uniform mit geflochtenem Schnurrbart nach damaligen Modetrends abgebildet ist. Wahrscheinlich hat Matoš dieses Portrait gemeint, als er ihn beschrieben hat: „ Schön wie eine junge Frau, krank wie Slawonien, das mit ihm den besten künftigen Literaten verloren hat.“ In diesen letzten Tagen seines Lebens 1910 arbeitete er als Geschäftsführer in der Verlagsanstalt der Gesellschaft kroatischer Schriftsteller und der Gesellschaft der Regisseure. Er wurde im Sanatorim Brestovac auf Sljeme vom Arzt und Schriftsteller Milivoj Dežman erfolglos behandelt. Er ist im 25. Lebensjahr in Armut in Vinkovci, auf Krnjaš, in der Gasse seines Nachbarn, Schriftsteller Jozo Ivakić und seines schon verstorbenen Onkels Josip Kozarac gestorben. Im Mai 1910 hat Ivakić in einem Brief an Branko Vodnik Folgendes geschrieben. „ Ivan Kozarac erlebt die schwierigsten Tage. Ihm geht es immer schlechter. Im Haus herrscht Armut (…) Versuchen Sie bitte jedenfalls zu erreichen, dass ihm Matica oder die Gesellschaft wenigstens eine finanzielle Unterstützung von 200 Kruna sofort schickt. Diese braucht er für sein Begräbnis, wenn er stirbt“. Das Begräbnis von Ivan Kozarac fand am Friedhof Marija Magdalena in Vinkovci am 18. November um 15:30 statt. In der Trauerrede vom Kollegen und Nachbarn Ivakić kamen traurige und poetische Sätze zum Ausdruck, gekennzeichnet von slawonischer Katharsis. „ Patriot, guter Kumpel und mein Freund, leb wohl! (…) Hier am Friedhof von Vinkovci neben Nevkoš und Krnjaš, in der Nähe von Zwetschkengärten, Äckern und Gärten, die du in deinen Gedichten so zahlreiche Male beschrieben hast (…) Hier ruhen auch Relković und Josip Kozarac. Hier in Deinem Geburtsort träume im ewigen Schlaflein (…)“

 

 

Danksagung

Nach den Menschen bleiben ihre Werke und Häuser. Es ist ja keine besonders kluge Feststellung, aber es ist doch eine Tatsache, dass der Raum, in welchem wir gelebt haben, und das, was wir zu unseren Lebzeiten gemacht haben, uns beschreiben. Am elften September dieses Jahres beteiligten sich die Teilnehmer des 6. kroatischen slawistischen Kongresses, so wie die anderen Gäste und Einwohner von Vinkovci, an der Eröffnung des Geburtshauses von Ivan Kozarac. Der aus Vinkovci stammende Schriftsteller der kroatischen Moderne hat an diesem Tag auch offiziell sein altes neugebautes Heim erhalten! Das alte, neu gebautes Erdgeschosshaus mit zwei Straßenfenstern und einem Vorhaus im Hof ist eine Replik vom ursprünglichen Haus der Familie Kozarac in der Straße Josip Kozarac 37 auf Krnjaš am Ervenica und Bosut. Dieser Standort ist heutzutage eine Bauzone unter besonderem Schutz. Die Geschichte über den Umbau bzw. Neubau des Schriftstellerhauses ist eine Geschichte über die kroatische Wirklichkeit, wo man mit zahlreichen gesetzlichen Vorschriften konfrontiert ist, denn es handelt sich um Denkmalschutz. Die Siedlung Krnjaš ist im 18 Jh. entstanden und wurde von Ackerbauern, die gleichzeitig Militärgrenzer waren, besiedelt. An den alten Ansichtskarten von Vinkovci aus dem 19 Jh. sieht man von der Holzbrücke aus auf Bosut eine Siedlung, so wie sie heute ist. Pannonische Häuser mit einem Vorhaus im Hof.

 

Die Familie, die das Grundstück und das Geburtshaus von Kozarac gekauft hat, hat den Schriftsteller wieder untergebracht, wie auch die künftigen Besucher (wahrscheinlich zahlreiche Schüler). Das Projekt Kozarac-Stanić ist ein Beispiel für eine gute Praxis bei der Valorisierung und Bewahrung kroatischen Kulturerbes. Die Investoren haben beim Denkmalschutzamt in Vukovar eine Genehmigung für den Bau des Ersatzhauses und die Umwidmung des Geburtshauses in ein Museum beantragt. Die gesamte Projekt- und Denkmalschutzdokumentation, die detaillierte archäologische Forschung zur urgeschichtlichen Siedlung und der Antike, in der das Haus von Kozarac gebaut wurde, sowie die Offenlegung der archäologischen Funde durch den Glasboden und die Inneneinrichtung des Hauses und deren Umgebung hat die Familie Stanić mit der beratenden Unterstützung von Ethnologen finanziert!

 

Die Familie Stanić hat Mittel aus EU-Fonds für die Kohäsionspolitik verschiedener Projekte weder erhalten noch beantragt, obwohl Kroatien als EU-Mitglied einen Anspruch auf solche Mittel hätte. Eine der Prioritäten des ERDF Strukturfonds (Der Europäische Fonds für Regionale Entwicklung)ist eine nachhaltige urbane Entwicklung, die eine Infrastrukturentwicklung unterstützt und fördert (im Fall von Kozarac Haus handelte es sich um Umweltschutz, sowie Investition in die touristische Infrastruktur und Bildung). Heute bekannte Beispiele einer guten Praxis bei Investitionen von EU-Fonds für die regionale Entwicklung zeigen verschiedene Aktivitäten bei der Bewahrung von Kulturerbe und Förderung von touristischen Angeboten mit gleichzeitiger Beschaffung von Arbeitsplätzen. Die Stadt Vinkonvci kann so ein Brandzeichen für noch bessere Tourismusangebote sein.

 

Das Kozarac Haus wurde als das Wiederbeleben eines Schriftstellerprofils konzipiert, und es wurden die Gegenstände aus dieser Zeit sowie eine kleine Bibliothek präsentiert und dies alles mit der Absicht, ein Museum für den Schriftsteller in seinem Haus zu realisieren. In diesem Sinne können im Haus zahlreiche bildungserzieherische Aktivitäten stattfinden. In dem Moment, als man mit archäologischen Ausgrabungen begann, und wir alle wissen, dass solche Ausgrabungen sehr teuer sind, beteiligte sich das Projekt Kozarac-Stanić direkt am Umbau und an der Entdeckung der urgeschichtlichen Siedlung Krnjaš und an den Resten der römischen Stadt Colonia Aurelia Cibalae. Die Repliken von Skeletten in ehemaligen Gräbern sind unter dem Glasboden zu sehen, sie zeugen von der Starčevo-Kultur (datiert auf 5730-5638 v. Chr.). In den Gräbern befinden sich heute „Puppen“, was eine deutliche Präsentation ist, wenn auch ein bisschen „düster“, denn unter dem gesamten Haus befindet sich eine archäologische Fundstätte mit Gräbern.

 

Bei der Eröffnung des Hauses begrüßte der Dichter Miroslav Mađer, geboren in Hrtkovci, seine einstigen Mitbürger mit folgenden Worten: „Ich habe eine ehrenvolle Pflicht als Gastgeber bekommen, und als Literat aus Vinkovci , der einen wesentlichen Teil seines Lebens in Krnjaš verbracht hat, einige Worte zu sagen. In Krnjaši wurden wichtige Dichter geboren und einer von ihnen ist (...) Ivan Kozarac.“ In seiner Rede betonte er besonders die nicht egoistische Rolle der Familie Stanić, die das Kulturerbe finanziert und nicht geerbt hat, die den künftigen Generationen, die das Haus besuchen werden, vererben wird.

 

„Merken Sie sich, dieses Denkmal von Krnjaš wird ein dauerhaftes Wahrzeichen der Stadt am Bosut sein. Und jetzt wieder lebt dieser feurige Đuka Begović mit uns und mit Krnjaš unter den Schokatzen und ihren Feldern und Wäldern … Sein und unser Vinkovci, diese uralte Meraja führt durch die Geschichte der Stadt, die für Kultur, Kunst und Wissenschaft zu leben weiß …“Seit dem Jahr 2006, als der Vorschlag für den Umbau von Kozarac Haus angenommen wurde, bis zum 11.September 2014 sind acht Jahre vergangen. Am Projekt des Umbaus und Schutzes beteiligten sich Experten, was sehr wichtig ist. Bei der Finanzierung des Projektes (160.000 EUR) haben weder die Stadt Vinkovci noch das Ministerium für Kultur oder die Region Vukovar-Srijem mitgewirkt. Die Familie hat keine finanzielle Unterstützung beantragt. Die Geste der Familie Stanić ist in der kroatischen Kultur eine Ausnahme. Wir reden hier über ein Projekt „parvis componere magna!“. Wenn wir das Große mit dem Kleinen vergleichen, dann sollte dieses Projekt eine gute Regel sein und nicht eine Ausnahme, wie man geerbten Reichtum verwalten kann. Freilich, wenn wir außer dem guten Willen auch über eine Möglichkeit verfügen, das geerbte dem eigenen Volk zur Verfügung zu stellen.

 

Dubravka Brezak-Stamać

Wir bedanken uns bei allen, die uns unterstützt haben und auf diese Art und Weise geholfen haben, das Geburtshaus von Ivan Kozarac umzubauen.Wir bedanken uns beim Stadtmuseum Vinkovci, der Städtischen Bibliothek und Lesesaal, beim Zentrum der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Vinkovci, beim Stadttheater Joza Ivakić und dem Tourismusverband Vinkovci.

 

Besonderer Dank ergeht an den Ausschuss für die Einrichtung und Eröffnung des Geburtshauses von Ivan Kozarac: den Bürgermeister dr. Mladen Karlic, dr. sc. Mario Banožić, den Leiter des Kultur- und Tourismusamtes der Stadt Vinkovci, Danijel Petković, dem Leiter des Stadtmuseums Vinkovci, Maja Krznarić Škrivanko,prof., der Archäologin, mr.sc. Ljubica Gligorević, der Ethnologin, Dejan Duraković, akad. Bildhauer (Ausarbeitung der archäologischen Präsentation, Ausstellung und Poster), Emilija Pezer, prof., der Leiterin der Städitschen Bibliothek und Lesesaal Vinkovci, dr.sc. Anica Bilić, der Leiterin vom Zentrum der Kroatischen Akademie der Wissenschaften und Künste in Vinkovci , Martina Matković, dipl.oec, der Leiterin des Tourismusverbandes Vinkovci, Zdenko Rečić, dipl.ing. , dem Leiter des Stadttheaters Joza Ivakić und mr.sc. Zlatko Virc, dem Vorsitzenden des Vereins „Hrvatski sokol“ Vinkovci.Ebenfalls möchten wir uns bei anderen Mitarbeitern bedanken: mr.sc. Mandica Sanković, dipl.ing.arh. (bei der Ausarbeitung der erforderlichen Unterlagen war sie Leiterin des Amtes für Raumplanung, Bau und Umweltschutz der Stadt Vinkovci), Tihomir Marojević. Tomislav Šalić, Šime Dominković, Ljubica Ambrinac-Rajs, Marija Sokola, Ksenija Petričić, Andrija Čavar, Marija Delić (Andrijaševci), Marija Bartoš (Komletinci), Janja Kulovnjak (Rokovci) und Branko Šimetić (Ivankovo).

 

Besonders unseren Mitarbeitern – Tomislava Skender, Ivan Blažević, Ivica Ćosić und Zlatko Matjan - müssen wir eine Anerkennung für ihr Engagement aussprechen. Katarina und Bosiljko Stanić

 

Katarina und Bosiljko Stanić

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